TYPO3 Camp Wien 2024

Das TYPO3 Camp Wien 2024 war ein großartiges Event, bei dem wir viele spannende Einblicke und praxisorientierte Erkenntnisse gewinnen konnten. Im Folgenden geben wir euch einen Überblick über die wichtigsten Sessions und Themen, die wir beim TYPO3 Camp in Wien besucht haben.

Suche in TYPO3-Websites mit Typesense

Typesense ist eine Open-Source, selbst gehostete Search-Engine, die als Alternative zu Lösungen wie Solr, Algolia und Doofinder fungiert. Im Rahmen des TYPO3-Camps präsentierte Georg Ringer eine Proof-of-Concept-Integration von Typesense in TYPO3. Typesense bietet Funktionen wie Vector Search, Instant Search, GeoSearch und API-Unterstützung. Georgs Integration verwendet den InstantSearch.js-Adapter und unterstützt die TYPO3-Integration durch eine noch in Entwicklung befindliche Extension. Weitere Informationen finden sich auf GitHub: typesense-typo3.

Requirement Engineering

Requirement Engineering ist ein entscheidender Aspekt, um Projekte erfolgreich umzusetzen. In dieser Session wurde diskutiert, dass Requirement Engineering oft nicht zum Skillset von Scrum-Rollen wie dem Product Owner gehört, was zu Herausforderungen führen kann. Ein wichtiger Ansatz ist es, Basisanforderungen (wie z.B. dass ein iPhone telefonieren kann) und Standardanforderungen (wie neuere Funktionen) klar zu unterscheiden. Hier spielt "archäologisches Requirement Engineering" eine Rolle, bei dem bestehende Funktionalitäten genau untersucht werden, die der Kunde oft nicht explizit benennt.

Das Kano-Modell hilft dabei, zwischen verschiedenen Anforderungen zu unterscheiden, und zeigt, wie sich Anforderungen mit der Zeit ändern können – Standardanforderungen von heute werden oft zu Basisanforderungen bei einem Relaunch.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die "Definition of Ready" – fünf Kriterien, anhand derer erkannt werden kann, ob Anforderungen ausreichend definiert sind, um damit in die Entwicklung zu gehen. Funktionen sollten immer im Hinblick auf ihren Nutzen für die Geschäftstätigkeit des Kunden betrachtet werden, und nicht nur als technische Features.

TYPO3 Camp Wien 2024 - Session Plan Samstag
TYPO3 Camp Wien 2024 - Session Plan Samstag

Interest - Asynchroner TYPO3-Datenimport (über REST-API zu Extbase)

In dieser Session von Mathias Bolt Lesniak ging es um die Datenimportfunktion für Extbase über REST-APIs. Es wurde eine Lösung vorgestellt, um Daten effizient in Extbase zu importieren - die Integration der REST-API ist nah an den TYPO3 DataHandler angelehnt und ermöglicht es, mit externen Identifikatoren zu arbeiten. Weitere Features umfassen flexible Datei-Uploads, Datentransformationen mit PSR-14 Event Listeners und optimierte Batch-Anfragen, die unnötige Wiederholungen beim Herunterladen oder Bearbeiten von Daten vermeiden. Auch Multisite-Setups werden unterstützt. Wir finden diesen Ansatz sehr flexibel und interessant, um Daten von externen Datenquellen in TYPO3-Extbase-Modelle zu integrieren, und werden diesen Weg daher bei zukünftigen Projekten berücksichtigen und einsetzen.

Mehr über das Projekt gibt es hier: Pixelant/Interest.

TYPO3 Camp Vienna - First Things first - THE TYPO3 Project

Pricing – Preisfindung

Das Thema Preisfindung stand im Mittelpunkt einer weiteren interessanten Session - gehalten von Markus Hartmann.  Die Preisfindung im Kontext von Kundenprojekten erfordert ein tiefes Verständnis der Bedürfnisse und Ziele des Kunden. Statt ausschließlich den Aufwand in Stunden zu bepreisen, sollte der Wert, den die Lösung für den Kunden generiert, im Mittelpunkt stehen. Ein wertschätzendes Kundengespräch beginnt nicht mit technischen Details oder TYPO3, sondern mit den Zielen des Kunden: Was bedeutet eine erfolgreiche Umsetzung für ihn? Ziel ist es, mehrere Optionen anzubieten und die Zahlungsbereitschaft zu verstehen, um ein individuell passendes Angebot zu erstellen. Verbindlichkeit in Bezug auf Liefertermine und Festpreise schafft Vertrauen. Statt Sicherheit durch vage Kostenschätzungen zu suggerieren, wird sie durch klare Ergebnisse und feste Rahmenbedingungen gewährleistet.

TYPO3 KI für Kunden

In der Session "TYPO3 AI - AI for Customer" ging es darum, wie Künstliche Intelligenz (KI) im Kontext von TYPO3 eingesetzt werden kann, und mit welchen Kundenanfragen die Agenturen konfrontiert sind. Es wurde die Semantra-Suchmaschine vorgestellt, eine intelligente Suchlösung, die LLMs nutzt, um Wissen aus Datenbanken zu extrahieren und spezifische Anfragen zu beantworten. Ein weiterer Punkt war die AI Suite von Autodudes, die sich darauf konzentriert, wiederkehrende Aufgaben zu reduzieren, z. B. das Generieren von Inhalten oder Meta-Daten für SEO. Generell wurde AI als Enabler beschrieben, der es uns ermöglicht, noch mehr Mehrwert für Kunden zu schaffen.

Ein wichtiges Thema war auch die AI-Policy: Es wurde betont, dass Unternehmen darauf achten sollten, welche Daten in AI-Systeme eingespeist werden dürfen, um Datenschutzbedenken zu adressieren.

Fazit: Agenturen sollen Kunden dazu motivieren, den Einsatz von AI-Technologien mutig zu erproben, da sie ein zentraler Faktor für den künftigen Erfolg sein kann.

Barrierefreiheit

In der Keynote von Manuel Matuzović zur Barrierefreiheit wurde hervorgehoben, wie wichtig es ist, Webprojekte für alle Nutzer zugänglich zu gestalten. Das "Accessibility Cookbook" sowie die Studie "The WebAim Million" zeigen, dass 95 % der Homepages die Anforderungen an die Barrierefreiheit nicht erfüllen. Ein großer Teil der Barrierefreiheitsprobleme kann bereits durch automatisierte Tests identifiziert werden (ca. 70%), dennoch gibt es viele Aspekte, die manuell berücksichtigt werden müssen. Mit einem semantisch korrekt aufgebauten HTML kann man hier bereits viel erreichen.

In der Keynote wurde auch betont, dass Maus und Touch nicht die einzigen Eingabegeräte sind, um den Browser/Website zu bedienen (!!!). Vorallem zu beachten sind hier Keyobard (Tastatur) und Screenreader. Besondere Tipps waren, keine Captchas zu nutzen, da diese für viele Menschen problematisch sind, und dafür zu sorgen, dass Änderungen im DOM per JavaScript bekannt gegeben werden, damit diese auch von Screenreadern optimal verarbeitet werden können.

Die Session unterstrich, dass Barrierefreiheit nicht nur eine rechtliche Notwendigkeit, sondern auch eine gesellschaftliche Verantwortung ist, da eine alternde Gesellschaft immer mehr darauf angewiesen sein wird. Ein “witziges” Projekt ist dabei auch HTMLHell, welches eine Sammlung von Bad-Practice-HTML-Snippets zeigt, welche von realen Website koptiert wurden.

TYPO3 Camp Wien 2024 - Session Plan Sonntag
TYPO3 Camp Wien 2024 - Session Plan Sonntag

Timesheet und Zeitabrechnung - Projektzeiterfassung

Im zweiten Vortrag von Markus Hartmann ging es darum, vom klassischen Konzept der Zeiterfassung wegzukommen und hin zu einer wertbasierten Preisgestaltung für Projekte zu gelangen. Markus betonte, dass es oft besser sei, den Fokus nicht auf die minutengenaue Abrechnung des Zeitaufwands zu legen, sondern auf die Ergebnisse, die durch das Projekt erzielt werden. Der herkömmliche Ansatz der Zeiterfassung führt häufig dazu, dass der Wert einer Leistung nur anhand der aufgewendeten Stunden betrachtet wird, was jedoch weder dem Wert für den Kunden noch der Qualität des Projekts gerecht wird.

Tests mit Playwright: Automatisierte End-to-End-Tests

In einer weiteren interessanten Session von Volker Kemeter des TYPO3 Camps wurde die Nutzung von Playwright für automatisierte End-to-End-Tests vorgestellt. Playwright ist ein leistungsstarkes Open-Source-Tool, das speziell dafür entwickelt wurde, das Verhalten eines echten Nutzers im Browser zu simulieren. Das bedeutet, dass durch Playwright-Tests die Interaktionen von Nutzern auf einer Website wie Klicks, Tastatureingaben und das Scrollen authentisch nachgebildet werden können.

Im Fokus stand die Automatisierung von Tests, insbesondere nach Software-Updates, bei jeder Code-Änderung oder während des Deployments. Diese kontinuierlichen Tests sollen sicherstellen, dass alle Funktionalitäten wie vorgesehen arbeiten und mögliche Fehler frühzeitig erkannt werden.

Beispiele für automatisierte Tests mit Playwright sind:

  • Überprüfung auf eine vorhandene 404-Seite.
  • Sicherstellen, dass eine Sitemap vorhanden ist.
  • Überprüfung des Cookie-Banners.
  • Durchführung eines W3C-Checks, um die Einhaltung von HTML-Standards zu gewährleisten.
  • Lighthouse-Tests
  • Kompletter Checkout-Prozess in einem Shop
  • Benutzer-Registrierung
  • Formular absenden

Playwright ist ein nützliches Tool, um sicherzustellen, dass Websites stets den gewünschten Anforderungen entsprechen und Benutzererfahrungen nicht durch Fehler oder Inkompatibilitäten beeinträchtigt werden. Die Nutzung solcher automatisierten Tests ist ein wichtiger Schritt, um die Qualität einer Website kontinuierlich zu gewährleisten und sicherzustellen, dass durch Updates keine neuen Probleme entstehen.

Barrierefreiheitsgesetz: Verpflichtungen und Herausforderungen

In einer der Sessions des TYPO3 Camps wurde das neue Barrierefreiheitsgesetz thematisiert, das auf den EU Accessibility Act zurückgeht und in Österreich als "Barrierefreiheitsgesetz (BaFG)" umgesetzt wird. Dieses Gesetz hat das Ziel, die digitale Welt für alle Menschen zugänglich zu machen und schließt dabei nicht nur Menschen mit Behinderungen ein, sondern alle, die mit Barrieren im digitalen Raum konfrontiert sind, wie beispielsweise ältere Menschen oder Nutzer mit eingeschränktem Sehvermögen.

Es wurde betont, dass Barrierefreiheit oft mit Usability gleichzusetzen ist. Es handelt sich nicht nur um eine rechtliche Verpflichtung, sondern auch um eine wichtige Maßnahme zur Steigerung der Benutzerfreundlichkeit von Websites. Man investiert viel Geld in SEO und Marketing, und dennoch sind etwa 20-25% der Nutzer möglicherweise ausgeschlossen, wenn die Barrierefreiheit vernachlässigt wird.

In Österreich gibt es neben der Bundesverfassung mehrere Gesetze, die Barrierefreiheit betreffen:

  • Behindertengleichstellungsgesetz (BGStG)
  • Web-Zugänglichkeitsgesetz (WZG)
  • Barrierefreiheitsgesetz (BaFG)

Das BaFG betrifft die gesamte Wertschöpfungskette, auch wenn Produkte beispielsweise aus China importiert werden. Es gibt jedoch Ausnahmen, wenn die Umsetzung unverhältnismäßig aufwendig wäre oder der Content unzumutbar ist. Diese Kriterien sind genau im Gesetz definiert. Bei Verstößen gegen das BaFG ist eine Übergangsphase von fünf Jahren vorgesehen, die am 28. Juni 2030 endet. Zuerst wird auf Beratung und Aufklärung gesetzt, bevor Strafen zwischen 40.000 und 80.000 Euro verhängt werden.

Für Unternehmen, die ihre Dienstleistungen öffentlich zugänglich machen, gilt die Verpflichtung, eine Barrierefreiheitserklärung abzugeben, die nicht nur Teil der AGB sein sollte. Dies betrifft hauptsächlich den B2C-Bereich, während B2B-Dienste im geschäftlichen Kontext oft ausgenommen sind. Besonders Kleinstunternehmen sind von den Regelungen ebenfalls ausgenommen.

Ein wichtiges Thema war auch der kreative Aspekt: Barrierefreiheit bedeutet nicht, dass kreative Freiheit komplett eingeschränkt wird, sondern dass bewusste Entscheidungen getroffen werden, um sicherzustellen, dass eine Website für möglichst viele Menschen zugänglich ist. Barrierefreiheit bedeutet letztlich, dass beeinträchtigte Menschen eher auf einer barrierefreien Website bleiben, da sie weniger Hürden überwinden müssen.

Fazit

Das TYPO3 Camp Vienna 2024 war wieder ein herausragendes Event für die TYPO3-Community. Besonders der Austausch mit anderen Teilnehmer und Experten, aber auch die Diskussionen über Best Practices und neue Technologien haben das Camp sehr bereichernd gemacht. Ein großes Dankeschön geht an das Organisationsteam um Attila János von supseven für ihre fantastische Arbeit, die diesen Austausch überhaupt erst ermöglicht hat. Wir freuen uns schon auf das nächste Camp und hoffen, wieder viele bekannte Gesichter zu sehen!

Quellen / Nützliche Links

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